Erfahrungsbericht AO Trauma D-A-CH Reisestipendium 2019 bei Dr. Heinz Bürger in Österreich

Autorin: Dr. med. Monique Kribus

Dr. med. Monique Kribus, Dr. Bürger

 

Dank des Reisestipendiums der AO Trauma war es mir möglich, vom 18.11.2019 bis 07.12.2019 bei Dr. Heinz Bürger in Klagenfurt zu hospitieren. Als mikrochirurgisch tätiger Unfallchirurg ist er insbesondere für die gefäßgestielten Knochentransplantationen von der lateralen oder medialen Femurkondyle zur Rekonstruktion von Knochendefekten über Österreichs Grenzen hinaus bekannt.

In Vorbereitung auf meinen Aufenthalt wurde ich von der AO Trauma Deutschland und Dr. Bürgers Assistentin Schwester Barbara bestens unterstützt. Sie schickte mir vorab einen Reiseplan, was mir schon einen Hinweis auf diese fantastische und doch auch unkonventionelle Hospitation gab. Denn ich würde mit Dr. Bürger innerhalb Österreichs reisen, um Patienten in verschiedenen Krankenhäusern zu operieren. Im Vorfeld konnte ich mir das kaum vorstellen: Wie würden wir von A nach B kommen? Würden wir nach den OPs jeden Abend nach Klagenfurt zurückkehren oder in Hotels übernachten? Ich nahm mir ein recht bescheidenes Einzimmer-Apartment im Zentrum Klagenfurts, da ich nicht abschätzen konnte, wie viel Zeit ich dort tatsächlich verbringen würde. Lediglich mittwochs war ein fest eingeplanter Tag in Klagenfurt, wo wir in Dr. Bürgers Ordination Sprechstunde und ambulante Operationen durchführen würden.

An meinem ersten Arbeitstag traf ich Dr. Bürger in der Privatklinik Maria Hilf in Klagenfurt und durfte ihm gleich eine handchirurgische Operation assistieren. Anschließend verbrachten wir den Tag in seiner Ordination, wo ich das Praxisteam kennenlernen, seiner Sprechstunde sowie ambulanten hand- und mikrochirurgischen Operationen beiwohnen konnte. Schon an diesem ersten Tag entstand beinahe zu jedem Fall ein interessanter Erfahrungsaustausch. Dr. Bürgers freundliche und professionelle Art hat mich begeistert. Überrascht haben mich auch, seine Offenheit und sein Interesse an meiner Meinung zu den diversen Indikationen und Therapien. Auch sein Team hat mich sofort herzlich aufgenommen und in die Arbeit einbezogen.

Gegen 19 Uhr endete die Ordination und ich begleitete Dr. Bürger in das Unfallkrankenhaus Klagenfurt. Wir visitierten einen Patienten, der einige Tage zuvor eine freie Lappenplastik erhalten hatte. Die Durchblutung des Fußes war akut kompromittiert, sodass wir noch in der Nacht die Revisionsoperation durchführten. 

Nach einer recht kurzen Nacht fuhren wir am nächsten Tag ins Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach. Hier wurden Dr. Bürger Patienten mit Knochendefekten vorgestellt. Anschließend führten wir eine Neuromoperation nach Knie-TEP durch. Abends trafen wir unseren Lappenpatienten vom Vortag im Klinikum Klagenfurt zur Angiografie, die nachwies, dass die Lappengefäße und auch die des Fußes durchgängig waren.

Den 3. Tag verbrachten wir gemeinsam in der Ordination und der Privatklinik Maria Hilf, wo wir zwei Patienten mit Pseudarthrosen an der Hand operierten. Eine Patientin war Profisportlerin, der wir eine Pseudarthrose der Mittelphalanx anfrischten, mit einer Platte und anschließend mit dem von Dr. Bürger entwickelten Minifixateur versorgten, dessen Entstehungsgeschichte und Markteinführung er mir erläuterte.

An meinem freien Samstag traf ich mich mit Kolleginnen aus der Ordination, die mir Klagenfurt zeigten. Am Sonntagnachmittag holte Dr. Bürger mich ab und wir fuhren über Salzburg, wo eine weitere Kollegin zustieg, nach Bad Ischl. Die zweite Woche reisten und operierten wir zu dritt mit Dr. Ines Tinhofer aus Wien. Nach einer Hotelübernachtung trafen wir uns morgens im Salzkammergut Klinikum Bad Ischl. Hier lernte ich Primaria Dr. Johanna Berger kennen, in deren unfallchirurgischer Abteilung wir einen Patienten mit Pseudarthrose nach Four Corner Fusion mittels gefäßgestielter Knochentransplantation von der medialen Femurkondyle und Osteosynthese versorgten. Abends fuhren wir ins LKH Salzburg, wo wir in der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie die Patienten visitierten, die wir am nächsten Tag operieren würden. Bei aller professionellen Zusammenarbeit tagsüber fand sich am Abend Zeit zusammen zu sitzen und beim Abendessen Erfahrungen auszutauschen. Für die Übernachtung stellte man uns Dienstzimmer in der MKG zur Verfügung.

Am nächsten Tag wurde eine Kahnbeinpseudarthrose reseziert und mit vaskularisiertem Knochenspan von der medialen Femurkondyle, Schrauben- und K-Drahtosteosynthesen versorgt. Im Wechsel assistierten Dr. Tinhofer und ich, während der jeweils andere die Anastomosen am 3D Bildschirm des Operationsmikroskops verfolgte.

Anschließend resezierten wir ein Radiusstyloid bei Impingement nach vaskularisierter Knorpel-Knochen-Transplantation von der Patella zur Rekonstruktion einer posttraumatisch destruierten Radiusgelenkfläche. Auch in Salzburg wurden wir vom gesamten OP-Team freundlich aufgenommen. Anschließend konnten wir den beiden Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen Professor Gaggl (Salzburg) und Professor Rasse (Wien) bei der Rekonstruktion der vorderen Schädelkalotte bei kraniofazialer Fehlbildung bei einem 7 Monate alten Kind zuschauen, während Dr. Bürger assistierte. Diese Operation war ein Highlight, das ich in meinem klinischen Alltag nie gesehen hätte. Am selben Abend fuhren wir wieder zurück nach Klagenfurt, während der Fahrt ließen wir die Erlebnisse revue passieren. 

Nach einem Tag in der Ordination fuhren wir anschließend wieder ins LKH Salzburg, wo man uns wieder Dienstzimmer in der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie zur Verfügung stellte. Tags darauf versorgten wir eine Kahnbeinpseudarthrose mit nekrotischem proximalen Pol mittels gefäßgestieltem Knorpel-Knochen-Span von der lateralen Femurkondyle. Dr. Bürger und ich fuhren anschließend für 2 Stunden nach Bad Ischl. Im Salzkammergut Klinikum wurde nach gefäßgestieltem Knochenspan bei Femurpseudarthrose der Verfahrenswechsel vom Fixateur externe auf Plattenosteosynthese durchgeführt. Dr. Bürgers Anwesenheit war wegen seiner Kenntnis der Lage der Anastomosen nötig. Zurück in Salzburg trennten sich unsere Wege, da ich mit dem Zug zurück nach Klagenfurt fuhr, während er in Salzburg blieb.

In der folgenden Woche operierten wir in der Unfallchirurgie des Krankenhauses des Deutschen Ordens Friesach, wo wir zum Lunatumaufbau bei M. Kienböck einen vaskularisierten osteochondralen Span von der lateralen Femurkondyle nutzten. Den Mittwoch verbrachten wir wieder mit ambulanten Operationen und Sprechstunde in der Ordination. Am nächsten Tag fuhren wir in die Universitätsklinik für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie nach Salzburg. Hier erfolgten bereits eine Tumorresektion am Schädel und eine Verbundosteosynthese durch Professor Gaggl und einen Kollegen der Neurochirurgie. Die Deckung des Weichteildefekts führten Professor Gaggl und Dr. Bürger mit einem freien Latissimus dorsi-Lappen durch. Da die Operation bis in die Nacht hinein lief, fuhr ich abends mit einem der letzten Züge nach Klagenfurt zurück.

Das Reisen und Operieren mit Dr. Bürger hat mich in den knapp 3 Wochen in viele Krankenhäuser, Abteilungen und Operationssäle geführt, wo man mir immer freundlich und aufgeschlossen begegnete. Das Team der Ordination hat mich am Abend und an freien Tagen zum Essen eingeladen oder mir Klagenfurt gezeigt. In den verschiedenen Städten haben Dr. Heinz Bürger, Dr. Ines Tinhofer und ich gemeinsam zu Abend gegessen, diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Dr. Bürgers Wissen und Können, aber auch seine unvoreingenommene, herzliche und ruhige Art haben mich tief beeindruckt. Ich konnte meine mikrochirurgischen Kenntnisse vertiefen, die Technik der gefäßgestielten Knochentransplantation erlernen und am Universitätsklinikum Jena einführen. Für diese unkonventionelle und fantastische Hospitation möchte ich mich bei Dr. Heinz Bürger und seinem Team bedanken. Die vielen Kontakte, die ich knüpfen konnte, werden mich sicher in meinem weiteren Berufsleben begleiten. Besonderer Dank gilt der AO Trauma, die mir dieses fantastische und unkonventionelle Reisestipendium ermöglicht hat.