AO Trauma Reisestipendium zum PENN Medicine in Philadelphia

Von PD Dr. med. Dominik Gruszka, BG Klinik Ludwigshafen
Gruszka, Mehta

Dominik Gruszka und Samir Mehta

Das AO Reisefellowship habe ich angestrebt, um meinen Horizont zu erweitern und das ´thinking-out-the-box` zu stimulieren. Seit Beginn meiner Karriere war ich an der Universitätsmedizin Mainz beschäftigt. In den letzten Jahren habe ich mich vermehrt auf die Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen der oberen Extremität sowie auf Revisionseingriffe konzentriert. Dieses Behandlungsspektrum wird in der besuchten Orthopädischen Klinik PENN Medicine in Philadelphia, USA angeboten. Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte von ca. 6,2 Millionen Einwohnern in der Region ist das Patientenaufkommen sehr groß. Die Stadt verfügt über fünf Level-1 Traumazentren.

Die Organisation des Stipendiums gestaltete sich anfangs aufgrund der anhaltenden Pandemiewelle als herausfordernd. Nach meiner Ankunft wurde ich jedoch äußerst professionell und zuvorkommend empfangen. Die Traumatologen Prof. Samir Mehta und Prof. Derek Donegan sowie der Abteilungsleiter Prof. Scott L Levin, ein doppelter Facharzt für Orthopädie und plastische Chirurgie, nahmen mich kollegial auf und betreuten mich während meines vierwöchigen Aufenthalts.

Mein Tag begann um 7 Uhr mit einer gemeinsamen Besprechung am PC. Anschließend durfte ich die Operationen in den OP-Sälen für Unfallchirurgie und hand-plastische Chirurgie begleiten. Die klinisch-operative Versorgung entsprach der AOTrauma einheitlichen Sprache und die Konzepte wurden an die Frakturmorphologie individualisiert sinnvoll anpasst. Bei jeder Operation sorgte ein radiologischer Assistent im OP-Saal für eine perfekte intraoperative Bildgebung und ein Firmenvertreter stand für Fragen zur Verfügung. Auffällig war auch die weniger strickte Trennung zwischen dem sterilen und unsterilen Bereich als in Deutschland.

Besonders seltene Erfahrungen konnte ich am OP-Tisch von Prof. Levin sammeln, der weltweit für seine Arbeit im Bereich der Orthoplastics und schwierigen Rekonstruktionen mit Gewebetransfer anerkannt ist. Diese Erfahrung passt sehr gut zu meinen zukünftigen Ausrichtung, da ich derzeit in der Abteilung für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie in der BG Ludwigshafen arbeite.

Insgesamt wurde ich im Team sehr herzlich aufgenommen und wir fanden auch außerhalb der Klinik Zeit für einen interkulturellen Austausch. Meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt. Die Erinnerungen, technische Hinweise sowie Tips&Tricks meiner Kollegen habe ich festgehalten. Im Rahmen einer Great-Rounds-Veranstaltung durfte ich allen Abteilungsresidenten einen komplexen Polytrauma-Fall präsentieren sowie anschließend die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Gesundheitssystem diskutieren.

Philadelphia, auch Philly genannt, spielte auch in der Geschichte Amerikas eine Schlüsselrolle und bietet für die interessierte tiefe Einblicke in die Entstehung der USA. Das historische Pennsylvania Hospital ist die Heimat des ersten chirurgischen Amphitheaters und der ersten medizinischen Bibliothek Amerikas. Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1756 und wurde durch Benjamin Franklin, der als einer der Gründerväter der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten gilt, gegründet.

Ein AO Reisestipendium kann ich jedem wärmstens als eine once-in-a-lifetime Erfahrung empfehlen. Durch einen mehrwöchigen Aufenthalt erhält man nicht nur Einblicke in die unterschiedliche Behandlungsstrategien, sondern gewinnt auch einen tieferen Einblick in die Infrastruktur der Gesundheitsversorgung und erkennt die Vor- und Nachteile eines fremden Gesundheitssystems. Diese Erfahrung hat mein Fachwissen erweitert und wird mich in meiner zukünftigen beruflichen Entwicklung begleiten. Für diese Möglichkeit möchte ich mich bei der AOTrauma Deutschland herzlich bedanken.

PD Dr. med. Dominik Gruszka, BG Klinik Ludwigshafen
E-Mail: dominik.gruszka@bgu-ludwigshafen.de